Was die nachhaltige Quartiersentwicklung fördert
02.09.2022
Wie gelingt es Kommunen, neue Quartiere mit hohem Nachhaltigkeitsanspruch zu planen, ohne diese Qualitäten im Prozess zu verlieren? Für die Studie „Mehr Nachhaltigkeit im Quartier erzielen“ des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) sind drei kommunale Planungsprozesse daraufhin verglichen worden: Das in Norderstedt entstehende Quartier „Grüne Heyde“ mit dem gleichzeitig entstehenden Hamburger „Oberbillwerder“ und dem schon existierenden „Rotbäumlesfeld“ in Ludwigsburg. Bei allen dreien steht und stand die Nachhaltigkeit der Planungen im Fokus.
„Wir belegen mit unserer Studie, dass vor allem der Einfluss verwaltungsexternen Wissens und die explizite Benennung der Vorhaben als ‚Modelle‘ zu einem Mehr an Nachhaltigkeit beitrugen“, sagt Studien-Hauptautorin Manuela Graetz über die Analyse des vom BMBF im Rahmen des Wettbewerbs „Zukunftsstadt für nachhaltige Entwicklung" seit 2019 geförderten Projekts „Nachhaltigkeit als städtebaulicher Leitbegriff (NachWo)“. „Genauso wichtig war der Bezug dieser Quartiersentwicklungen auf gesamtstädtisch-strategische Ziele und der Mut, beim Projektmanagement strukturell zu experimentieren. Sobald diese Einflussfaktoren fehlten, sind Probleme bei der Planung aufgetreten.“
Eine durchdachte Bodenpolitik mit Strategie sei ein weiterer, wichtiger Einflussfaktor, so Graetz — „aufgrund unserer Fallstudien können wir das solide bejahen.“ Die öffentliche Kommunikation und städtische Wahrnehmung der Projekte unddie Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger hingegen seien in ihren Wirkungen schwer zu beurteilen, insgesamt aber so relevant, dass sich Kapitel 5 der Studie der Diskussion diesen Faktoren widmet.
Die aus dem Projekt herauskristallisierten Handlungsempfehlungen sind geeignet für kommunale Neubauvorhaben — und geben zugleich Hinweise für Umgestaltungen im Bestand. Um den Herausforderungen unserer Zeit wie Klimawandel, Artensterben, Ressourcenverknappung, Digitalisierung, Globalisierung oder der sich wandelnden Demographie wirksam zu begegnen und dem enormen Einfluss des Bausektors gerecht zu werden, ist ein deutliches ‚Mehr‘ an Nachhaltigkeit und ambitionierteren Zielen erforderlich. So wurden zusätzlich zu spezifischen Handlungsempfehlungen für die aktuelle Quartiersentwicklung in Norderstedt, für Kommunen allgemein im Einleger Impulse für folgende Handlungsfelder geliefert:
1. Das Ambitionsniveau steigern.
2. Beim Projektmanagement flexibel sein und Neues wagen.
3. Kommunale strategische Ziele nutzen.
4. Externe Kompetenzen umfangreich nutzen und strategisch einbinden.
5. Modellcharakter herausstellen.
6. Beteiligung produktiver machen.
Konsum, Wohnen, Arbeiten, Mobilität, Lernen und Gemeinschaft finden überwiegend lokal statt und sind damit lokal adressierbar. Der lokalen Ebene wie dem individuellen und gemeinschaftlichen Verhalten kommen in diesem Transformationsprozess daher eine zentrale Rolle zu. Beim Planen neuer Quartiere eröffnen sich deshalb Gelegenheitsfenster für das Ausgestalten von künftigen Lebensstilen in den Bereichen Haushalt, Quartier, Nachbarschaft oder der Stadtgesellschaft, die genutzt werden sollten. Die Studie bietet als Ausblick Ideen für Anforderungen an ‚das transformative Quartier‘.
Publikationen:
Graetz, M. (2022): Mehr Nachhaltigkeit im Quartier erzielen: Handlungsempfehlungen für Kommunen. - IASS Report, August 2022. https://doi.org/10.48481/IASS.2022.033