Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Eine Bank für den Ozean und eine nachhaltige Zukunft

27.04.2021

Torsten Thiele

Torsten Thiele

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Hauptsitz der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London
Hauptsitz der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London

Heute vor 30 Jahren kamen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt zusammen, um die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) zu gründen - eine kühne Initiative, um den Wandel eines Wirtschaftssystems zu fördern, das sowohl die Umwelt als auch ganze Gesellschaften zerstörte. Heute, da der Ozean stärker denn je bedroht ist, brauchen wir eine ähnlich mutige Initiative.

Das Ziel der EBRD ist es, Finanzmittel und den Aufbau von Kapazitäten zu nutzen, um wettbewerbsfähige, integrative, gut regierte, grünere, widerstandsfähige und ganzheitliche Volkswirtschaften zu schaffen. Wir brauchen dringend eine gleichwertige Organisation für die Meere, eine echte Ocean Sustainability Bank.
Beim Leaders Summit on Climate, der von US-Präsident Biden ausgerichtet wird, kommen am 22. und 23. April 40 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt zusammen. Eine solche Initiative könnte dort ins Leben gerufen und auf dem G7-Treffen, das im Juni in Großbritannien stattfindet, und dem anschließenden Treffen der G20, das für Oktober in Italien geplant ist, weiterentwickelt werden.

Um den Ozean für eine nachhaltige Zukunft auf Kurs zu bringen, müssen kooperative Management- und Finanzierungsmechanismen entwickelt und die Probleme des Klimawandels und des Biodiversitätsverlustes, der Übernutzung und des Mangels an wirksamer Governance gelöst werden. Ein gemeinsamer globaler Ansatz bietet die Möglichkeit, diese miteinander verknüpften Probleme in einer konzertierten Aktion zu adressieren und die Länder, die am meisten vom Ozeanwandel betroffen sind, mit jenen zusammenzubringen, die am meisten zur Erhöhung des Ozeanrisikos beigetragen haben. Denn wirksame Lösungen finden sie nur gemeinsam. Eine Blaupause für eine integrierte Ozeanplanung wurde bereits von den 14 Nationen vorgelegt, die das High-Level Panel for a Sustainable Ocean Economy unterstützen. Nun muss dieser Ansatz auf den internationalen Ozean angewendet werden und ein umfassender Ozeanplan entstehen.

Im Jahr 2021 sollen die Verhandlungen für drei internationale Abkommen abgeschlossen werden, die für den Ozean und die Ökosysteme der Erde entscheidend sind: die Hohe See (BBNJ-Abkommen), die Biodiversität (CBD post-2020 Global Biodiversity Framework) und das Klima (UNFCC COP 26: Paris Rulebook). Es wird ein robuster Finanzmechanismus benötigt, um die effektive Umsetzung dieser Abkommen zu gewährleisten und unterstützende Maßnahmen durch Regierungen und den privaten Sektor zu ermöglichen. Eine Ocean Sustainability Bank könnte all diese Bemühungen unterstützen, indem sie Finanzmittel und innovative Finanzierungsansätze bereitstellt, die den Bedarf an Ozean-Dateninfrastrukturen, Forschung und Wissenschaft, Management- und Erhaltungsmaßnahmen sowie operativer Effizienz adressieren. Zudem würden so wirtschaftliche und finanzielle Anreize für Investitionen in „blaues Naturkapital“ und die Entwicklung einer nachhaltigen „blauen Wirtschaft“ entstehen.

Ich hatte die Ehre, Teil des kleinen Teams zu sein, das Jacques Attali, der erste Präsident der EBWE, 1990 zusammenstellte, um die Gründung der EBWE vorzubereiten. So konnte ich miterleben, wie eine Koalition aus Staatsmännern und Wirtschaftsführungskräften sich auf einem Gebiet traf, auf dem ihre Werte übereinstimmten, und eine Institution gründeten, die innerhalb sehr kurzer Zeit dringend benötigte Veränderungen ermöglicht. Ich habe das Gefühl, dass wir uns heute in einer ähnlichen Situation befinden, da Außenminister Kerry seine chinesischen Amtskollegen trifft und die europäischen Staats- und Regierungschefs sich auf Verhandlungen für einen gerechten Übergang zur Klimaneutralität und einen echten „Blue-Green Deal“ für die Welt nach der Pandemie vorbereiten. Der Jahrestag der Gründung der EBRD ist eine Erinnerung daran, dass Wandel möglich ist. Jetzt müssen wir sicherstellen, dass wir diese Chance für den Ozean, den größten Lebensraum unseres Planeten, nicht verpassen.

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